Fritzmartin Ascher
Fritzmartin Ascher wird am 22. September 1895 in Mannheim geboren.
Er ist Soldat im Ersten Weltkrieg mit mehreren Auszeichnungen, unter anderem ist er Träger des Eisernen Kreuzes Zweiter Klasse. Nach Verwundung und Kriegsgefangenschaft studiert er in Bern, Marburg und Heidelberg und promoviert anschließend zum „Dr. phil. nat.“.
Seit 1927 unterrichtet er Mathematik, Chemie, Physik und Biologie an der Hildaschule. Der beliebte Lehrer bekommt 1935 Lehrverbot. Seine Erlebnisse des Jahres 1933 hält Ascher in seinem Tagebuch fest.
Zwischen 1936 und 1939 unterrichtet er an einer jüdischen Privatschule in Danzig. Während des Krieges arbeitet Ascher unter anderem als Erntehelfer, Straßenkehrer, Fabrikarbeiter und Totengräber in Mühlacker, um sich und seiner Frau Elsi sowie den beiden Töchtern Marianne und Aude die Existenz zu sichern.
Nach Ende des Krieges ist er zeitweise Bürgermeister in Mühlacker und für ein Jahr Landrat in Waiblingen. Von 1948 bis 1963 leitet er das Albert-Schweizer-Gymnasium in Crailsheim. 1963 werden seine Verdienste und sein unermüdlicher Einsatz mit dem Bundesverdienstkreuz Erster Klasse gewürdigt.
Am 15. April 1975 stirbt Fritzmartin Ascher 79-jährig in Crailsheim.
„Unser Lehrer war Professor Ascher, der so gut erklärte, daß es für mich wie ein Spiel war.“ Ida Bensinger über Fritzmartin Ascher „Wir haben ihn gut leiden können. Man hat viel gelernt bei ihm. Ich hatte ihn in Physik. Er hat uns im Hochsommer eingeladen. Wenn richtig gutes Wetter war, haben wir uns mit ihm beim Wasserturm getroffen. Wenn es gegen zehn Uhr dunkel war, haben wir die Sterne beobachtet. Er hat uns den ganzen Sternenhimmel erklärt. Das war hoch interessant.“ Gertrud Kern über Fritzmartin Ascher, 2012
Eine Leseprobe des „Tagebuch 1933“ finden Sie am Ende der Seite.
Februar 1933. Ein deutscher Patriot begreift die tiefgreifenden Umbrüche, die sich in Deutschland vollziehen. Als Jude ist er jedoch plötzlich ein Ausgeschlossener. Der Weltkriegsveteran und Gymnasialprofessor Dr. Fritzmartin Ascher weigert sich dennoch, sein Vaterland zu verlassen. Die Ereignisse dieses Frühjahrs hält er in seinem Tagebuch fest. Ausgrenzung auf der einen, vereinzelt Solidarität auf der anderen Seite – Ascher und seine Familie erleben unzählige Demütigungen, er selbst überlebt das Dritte Reich als Straßenkehrer, Milchkutscher und Totengräber. Nach dem Krieg gelangt er zurück in Amt und Würden, kann den Wiederaufbau als Bürgermeister mitgestalten und kehrt zurück in den Beruf, den er immer als Berufung verstand.