Kurt Baruch
Kurt Baruch ist am 15. Dezember 1912 in Pforzheim geboren. Er wohnt mit seinen Eltern Hugo und Berta und den Geschwistern Liselotte und Helmut in der Ebersteinstraße 6. Dort befindet sich auch das Wäschegeschäft der Eltern. Er macht nach der Mittleren Reife an der Oberrealschule eine kaufmännische Lehre. Kurt Baruch ist in der Zeit der Weimarer Republik Mitglied der jüdischen Jugendbewegung „Kameraden“. 1930 geht er wie Wilhelm Blum, Hans Pollak, Paul Strimpel und Werner Reinheimer zur Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ)*, der Jugendorganisation der SPD*, 1931 zur Sozialistischen Arbeiter-Partei (SAP)*.
Er nimmt auch teil an der antifaschistischen Demonstration von SAP und KPD* am 16. Juni 1932 mit der Parole: „Wenn wir zusammenstehn,muss Hitler-Papen stempeln gehen“. Die 1931 gegründete SAP versteht sich als Versuch, eine Einheitsfront gegen die drohende faschistische Gefahr herzustellen, nach Karl Schroth eine „Brücke, um die beiden antifaschistischen Parteien SPD und KPD durch die dritte Kraft im Kampf gegen Hitler näherzubringen“.
Nach dem Machtantritt der NSDAP am 30. Januar 1933, nach dem Wahlerfolg der Nazi-Partei am 5. März 1933 mit 57,5 Prozent in Pforzheim, nach seiner Entlassung am 31.3., nach dem Boykott jüdischer Geschäfte am 1. April 1933 muss es Kurt Baruch – ähnlich wie Werner Reinheimer – klar geworden sein, dass es für ihn in Deutschland keine Zukunft gibt: Nach einer Ausbildung als Gärtner verlässt er am 2.4.1936 Pforzheim und emigriert über Dänemark nach Palästina. Er „wohnt“ dort 1 ½ Jahre im Zelt und hilft mit, einen Kibbuz aufzubauen.
Kurt Baruchs Geschwister bleiben beide in Pforzheim zurück. Gestapo-Männer holen sie am Morgen des 22. Oktober 1940 aus der Wohnung in der Ebersteinstraße und deportieren sie wie weitere 193 Menschen aus Pforzheim in das Internierungslager Gurs in Südfrankreich. Die Schwester Liselotte wird am 10. August 1942 ins Vernichtungslager Auschwitz verschleppt und dort ermordet. Der Bruder Helmut wird am 31. August 1942 nach Auschwitz gebracht, am 10. Februar 1945 ins Konzentrationslager Buchenwald, er „stirbt“ dort am 18. Februar 1945. Der Vater Hugo überlebt den 23.2.1945 in Pforzheim nicht, die nichtjüdische Mutter Berta stirbt in den 70er Jahren in einem Altersheim in Göppingen.
Nach dem Krieg steht Kurt Baruch in ständigem Briefkontakt mit Karl Schroth, in späteren Jahren durch den Austausch von Tonkassetten, da seine Sehkraft immer mehr nachlässt. 1980 kommt Kurt Baruch zu einem letzten Treffen der noch lebenden SAP-Mitglieder, u.a. Ludwig Bub, Martha Kadner, Werner Reinheimer und Karl Schroth nach Pforzheim. 1987 gehört Kurt Baruch, begleitet von seiner Tochter, zu einer Gruppe jüdischer Bürger, die die Stadt Pforzheim in ihre ehemalige Heimat einlädt.
Er stirbt 1992 in Israel.
Autoren: Brigitte und Gerhard Brändle
Weitere Informationen zum Thema „Widerstand im Raum Pforzheim“ findest du hier (externer Link).